Erzählungen 2: Drei Tage auf dem Lande, Lieder im Dorf, Der Fremde und der Bauer
Leo Tolstoj
Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi wurde am 28. August 1828 in Jasnaja Poljana bei Tula geboren und verstarb am 7. November 1910 in Astapowo, heute Lew Tolstoi in der Oblast Lipezk. Lew wurde mit neun Jahren Vollwaise und seine Tante väterlicherseits übernahm die Vormundschaft. 1844 studierte er orientalische Sprachen an der Universität Kasan. Danach studierte er Jura, aber brach das Studium 1847 ab, um auf sein Landgut mit 350 Leibeigenen zurückzukehren. Ab 1851 diente er in der zaristischen Armee als Fähnrich während eines Kaukasus-Krieges. Nach Ausbruch des Krimkriegs 1854 erlebte er den Stellungskrieg in der belagerten Festung Sewastopol. Ab 1855 lebte er abwechselnd in Moskau und Sankt Petersburg. 1857 und 1860/61 reiste er nach Europa und traf u.a. Charles Dickens und Iwan Turgenew. Zurück in Russland strebte er pädagogische Reformen an und verfasste Lesebücher, welche die Gegenstände Geschichte, Physik, Biologie und Religion als Thema hatten. Bis in die 1920er Jahre hinein wurden die Schulkinder in Russland anhand seines Lehrbuches &Alphabet& unterrichtet. 1862 heiratete er die 18jährige deutschstämmige Sofia, mit der er 13 Kinder hatte. Nach seinem literarischen Erfolg verfiel Leo einer Sinn- und Schaffenskrise, die dazu führte, dass er gänzlich auf Tabak, Alkohol und Fleisch verzichtete. Er war der Ansicht, dass sich nur ein Mensch, der sich vegetarisch ernähre, moralisch weiterentwickeln könnte. Ab 1881 beschäftigte er sich immer intensiver mit religiösen Fragen mit der Folge, dass er unter Polizeischutz gestellt wurde und sowohl kirchlichen wie staatlichen Widerstand zu spüren begann. Teilweise wurden seine Ansichten verboten. Außerdem wurde vermehrt das Gerücht gestreut, dass er geistesgestört wäre. Er wurde exkommuniziert, weil er angeblich die heilige Dreifaltigkeit, die immerwährende Jungfräulichkeit Marias und den von den Toten auferstandenen Christus leugnete. Tolstoi ließ das allerdings relativ kalt und er bezeichnete die Lehre der Kirche als &eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge&. Allerdings stand dahinter keine Verneinung des Glaubens an sich - im Gegenteil - Tolstoi wähnte sich als tief gläubigen Menschen und war bemüht &das Wirken Gottes in der Welt zu ergründen&. Kurz vor seinem Tod schickte ihm Mahatma Gandhi ein kleines Buch, in dem sie das tugendhafte Leben nach Tolstois Grundsetzen im Kontrast zu den wachstumsorientierten marktwirtschaftlich-kapitalistischen Gesellschaftssystemen in Form einer Broschüre gegen den britischen Kolonialismus darstellt. Zusammen mit Gleichgesinnten gründete Ghandi in Südafrika eine Siedlung mit dem Namen Tolstoi. Die Hausdurchsuchungen häuften sich und als bei einer ebendieser, während Tolstoi im Sterben lag, seine Frau sich weigerte die literarischen Werke ihres Mannes dem russischen Volk als Besitztümer des Staates zu überlassen, verließen sie gemeinsam Russland zu einer allerletzten Reise. Auf dieser Reise verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi so sehr, dass er am 20. November 1910 in einem Bahnwärterhäuschen verstarb. Die damalige Weltpresse war live dabei. Er wurde zwei Tage später in Jasnaja Poljana begraben. Der Sprecher Friedrich Frieden verschafft mit seinem außergewöhnlichen Sprach-, Rhythmik-, Tempo-, und Authentizitätsstil der Literatur von Lew Tolstoi gelebten Ausdruck.